Geschichte
Während sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts aus den Hinterlassenschaften von kriegerischen Handlungen keine großen Gefahren ergaben (Schlachten waren örtlich begrenzt, die Masse der verschossenen Munition noch relativ gering und die bis dahin übliche Schwarzpulverfüllung von Blindgängern wurde durch Feuchtigkeit ungefährlich siehe Fund einer Mörserkugel in Stralsund), wurde das deutsche Reich im ersten Weltkrieg von Kampfhandlungen weitgehend verschont.
Auf den Schlachtfeldern wurden Kampfmittelbeseitigungsmaßnahmen höchstens lokal begrenzt durchgeführt, in vielen Fällen sogar aus Neugier und um Granaten als Andenken zu delaborieren.


Blick von der Marienkirche auf das zerstörte Rostock
Blick von der Marienkirche auf das zerstörte Rostock
Die Beseitigung der nach dem 1. Weltkrieg in den Lagern vorhandenen Kampfmittel erfolgte in Zerlegestellen unter der Überwachung durch die Siegermächte relativ geordnet, der Bereich des heutigen Mecklenburg-Vorpommern wurde glücklicherweise von den teilweise verheerenden Unglücken beim Delaborieren verschont.
Während des 2. Weltkrieges fiel dann erstmals das Unheil des Krieges in der Form von Brisanzmunition auf deutschen Boden zurück:
Strategische Bombardierungen von Rüstungsindustrie, militärischen Einrichtungen, aber auch die gezielten Angriffe gegen Wohngebiete der Großstädte brachten neben den direkten Wirkungen auch die Gefahr durch nicht zur Wirkung gelangte Kampfmittel, sogenannte Blindgänger.


Turm des V-Panzers T-34, geborgen bei Kampmittelräumungsarbeiten an der A11
Turm des V-Panzers T-34, geborgen bei Kampmittelräumungsarbeiten an der A11
Zu diesen Bombenblindgängern kamen zum Ende des Krieges noch die Hinterlassenschaften der Kämpfe hinzu, die mit der schrittweisen, bis in die letzten Kriegstage mit großer Verbissenheit umkämpften militärischen Eroberung des deutschen Reiches einhergingen. Zurückweichende Truppen ließen Ausrüstung und Munition in großen Mengen zurück, Munition wurde zu Kriegsende durch Sprengungen "entsorgt" und hierbei häufig nur "in die Luft gejagt", nicht jedoch vernichtet.
Nach Kriegsende, als die Notwendigkeit der Beseitigung all dieser Kampfmittel am größten war, standen die bisher mit dieser Aufgabe betrauten Organisationen nicht mehr zur Verfügung: Wehrmacht, Luftwaffe, Marine und die Luftschutzorganisationen der einzelnen Reichsgebiete waren aufgelöst, die überlebende Feuerwerker befanden sich zum größten Teil in Gefangenschaft.
Im Bereich der sowjetischen Besatzungszone werden bis Ende 1946 Kampfmittel zunächst nur nach Notwendigkeit gesucht und durch Sprengen beseitigt. Die seit Mai 1945 aufgestellten örtlichen Sicherheitsorgane wie die Polizei erhielten in ihren umfangreichen Aufgaben auch den Auftrag, Waffen und Kriegsgerät einzusammeln und durch strenge Kontrollen das Verbot des Waffenbesitzes durchzusetzen, einzelne Polizeiangehörigen entschärften auch Bomben, Granaten und andere Munition. Neben diesen staatlichen Behörden wurden viele private Firmen eingesetzt, die hauptsächlich die riesigen vorhandenen Schrottmengen entsorgten und demilitarisierten, hierbei aber auch Kampfmittel bargen und zerlegten, um Rohstoffe zu gewinnen. Auftraggeber dieser Firmen waren die zuständigen Landesregierungen, die Kontrollfunktion übernahm die Kontrollgruppe der sowjetischen Militäradministration.


Entwicklung der Sondentechnik, mit fortschreitender Verbesserung der Sonden wurde die Sondengenauigkeit besser
Entwicklung der Sondentechnik, mit fortschreitender Verbesserung der Sonden wurde die Sondengenauigkeit besser
Im Jahr 1950 wird auf Weisung des Ministeriums des Inneren (MdI) die gesamte Kampfmittelbeseitigung den Landesbehörden der deutschen Volkspolizei übertragen. Im Bereich Mecklenburg erhalten die
Wirtschaftsbetriebe Landesbehörde der Volkspolizei Mecklenburg
- Regiebetrieb Abrüstung -
den Auftrag. Dies ist die Geburtsstunde der staatlichen Kampfmittelbeseitigung im heutigen Mecklenburg-Vorpommern.
1952 erfolgte im Zuge der Auflösung der Länder und der Einrichtung der Bezirke die Neueinteilung der Zuständigkeitsbereiche für die Regiebetriebe, die aber territorial die alten Landesgebiete umgrenzten. Der Regiebetrieb Schwerin war verantwortlich für die Bezirke Schwerin, Rostock und Neubrandenburg.


Arbeiten auf einer Großfundstelle, in Holzbaracken wurde oft monatelang "gewohnt"
Arbeiten auf einer Großfundstelle, in Holzbaracken wurde oft monatelang "gewohnt"
Im Jahr 1957 wurde die Bezeichnung "Regiebetrieb" in
Munitionsbergungsbetrieb der Deutschen Volkspolizei
geändert, 1975 schließlich wurde die Bezeichnung
Munitionsbergungsdienst der Deutschen Volkspolizei
eingeführt.
Der MBD nach der Wende
Nach der Vereinigung wurde die Zuständigkeit für die Kampfmittelbeseitigung aus dem Bereich der Polizei herausgelöst und nach dem Vorbild Schleswig-Holsteins im Bereich des Katastrophenschutzes angesiedelt. Mit der Integration als
Munitionsbergungsdienst Mecklenburg-Vorpommern (MBD M-V)
in das Landesamt für Katastrophenschutz am 01.07.1990 wurden insgesamt 77 Mitarbeiter (4 Angestellte und 73 Arbeiter) übernommen.
Am 01.10.2013 hatte der MBD M-V insgesamt 37 Mitarbeiter, davon 34 als fachtechnische Aufsichtspersonen und Munitionsarbeiter und drei im Bereich der Luftbildauswertung und Verwaltung. Umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen der Mitarbeiter, technische Modernisierungen und organisatorische Änderungen in den letzten Jahren haben dazu geführt, dass der Munitionsbergungsdienst Mecklenburg-Vorpommern heute weiterhin eine effektive Gefahrenabwehr sicherstellt.