Luftbilddetailauswertung

Die Auswertung von Luftbildern ermöglicht luftsichtige Erkenntnisse über den Zustand einer Liegenschaft zum Zeitpunkt der Aufnahme. Der Vergleich von Luftbildern verschiedener Zeitschnitte ergibt Hinweise zu den Veränderungen, die sich zwischen den Aufnahmen ergeben haben und erlaubt damit Rückschlüsse u.a. auf militärische Nutzung, Altlastenverdachtsstellen etc. Durch die stereoskopische Auswertung von zwei zum gleichen Zeitpunkt, aber unterschiedlichen Standorten aufgenommenen Bildern desselben Objektes wird die Auswertung durch eine überproportionale räumliche Darstellung der Erdoberfläche geprägt.

Die erste Generation der Luftbildauswerteanlagen (ab 1995 genutzt) arbeitete noch rein analog, es konnten jeweils nur zwei Luftbilder ausgewertet werden.

Diese analoge Betrachtung und Auswertung von einzelnen Kriegsluftbildern wurde schrittweise in den Jahren 2008 und 2010 durch moderne digitale Luftbildauswerteanlagen ersetzt.

Mit Hilfe der hier eingesetzten Software ist es möglich Luftbilder in orthorektifizierte Luftbilder umzuwandeln und ihnen somit einen Raumbezug zu geben. Dank der Kombination von Georeferenzierung und stereoskopischer Betrachtung ist eine lagegenaue Auswertung und koordinatenmäßige Erfassung von Objekten möglich.

Ein wesentlicher Vorteil der digitalen Luftbildauswertung ist – entsprechende Leistungsfähigkeit der IT-Ausstattung vorausgesetzt – die schnelle Verfügbarkeit aller erforderlichen Luftbilder und – nach erfolgter Georeferenzierung – die bereits auf eine Kartengrundlage angepasste Ausrichtung der Bilder. Mit der digitalen Luftbildauswertung liegen die georeferenzierten Bilder bereits abrufbereit im System vor, man kann mit einem Mausklick die für den zu untersuchenden Bereich in Frage kommenden Bilder auswählen und sofort zwischen den verschiedenen Aufnahmen (von Vorkriegsaufnahmen über Kriegsluftbilder bis zu aktuellen Vermessungsluftaufnahmen) hin- und herspringen.

Die vorhandenen digitalen Luftbildauswerteanlagen entsprechen dem aktuellen Stand der Technik und werden mit Softwareupdates und dem regelmäßigen Anpassen der Hardware (Hochleistungsrechner) auf diesem Stand gehalten.

Im Oktober 2012 wurde die Beschaffung einer dritten digitalen Auswerteanlage abgeschlossen, so dass alle drei Mitarbeiter der Luftbildauswertung ggf. gleichzeitig und unabhängig voneinander eine Anlage nutzen können.

Ausgewertet werden für die Kampfmittelbeseitigung überwiegend Luftbilder folgender Zeiträume:

 

1. Kriegsluftbilder

Durch die alliierten Luftstreitkräfte wurden Luftaufnahmen des deutschen Reiches zur Aufklärung potentieller Angriffsziele, zur Dokumentation während der Luftangriffe sowie zur "Erfolgskontrolle" nach Luftangriffen gemacht.

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Kriegsluftbild des ehemaligen Militärflugplatzes Schwerin-Görries aus dem Jahr 1944

Kriegsluftbild des ehemaligen Militärflugplatzes Schwerin-Görries aus dem Jahr 1944

Kriegsluftbild des ehemaligen Militärflugplatzes Schwerin-Görries aus dem Jahr 1944

Kriegsluftbilder werden hauptsächlich genutzt, um durch Bombenangriffe und Kampfhandlungen betroffene Bereiche, militärisch genutzte Flächen (z.B. Flak- und Verteidigungsstellungen, Feldlager etc.) zu erkennen und abzugrenzen. Darüber hinaus bieten sie die Möglichkeit, bei ausreichender Qualität die Einschlagpunkte von nicht detonierten Bomben zu erkennen und zu lokalisieren.

 2. Vermessungsluftaufnahmen von 1953

Für Vermessungszwecke und als Grundlage für die Anfertigung aktueller topographischer Karten wurden 1953 durch sowjetisches Fachpersonal flächendeckend Luftaufnahmen sehr guter Qualität von der gesamten DDR angefertigt. Die Luftaufnahmen dieses Zeitschnittes zeigen z.B. deutlich die Auswirkungen (Sprengtrichter, Schäden an der Vegetation) der gegen Ende des Krieges durchgeführten Sprengungen von Munition, die zu erheblichen Belastungen mit versprengten Kampfmitteln geführt haben. Ebenfalls sichtbar sind die Spuren sowjetischer Übungstätigkeit, die zu diesem Zeitpunkt z.T. ganz andere Bereiche beanspruchten als in den späteren Jahren.

Kriegsluftbild des ehemaligen Militärflugplatzes Schwerin-Görries aus dem Jahr 1944Details anzeigen
Kriegsluftbild des ehemaligen Militärflugplatzes Schwerin-Görries aus dem Jahr 1944

Der Flugplatz auf einer Aufnahme des Jahres 1953 - die Bombentrichter sind nur noch an wenigen Stellen mit bloßem Auge erkennbar

Der Flugplatz auf einer Aufnahme des Jahres 1953 - die Bombentrichter sind nur noch an wenigen Stellen mit bloßem Auge erkennbar

3. Aktuelle Vermessungsluftaufnahmen seit 1990

Ebenfalls für Vermessungszwecke und zur Aktualisierung topographischer Karten werden seit 1990 im Auftrag des Landesvermessungsamtes Luftaufnahmen des Landes Mecklenburg-Vorpommern gemacht. Diese werden insbesondere zum Vergleich mit den früheren Luftaufnahmen wie auch zur Feststellung des Zustandes der durch die WGT/GUS-Truppen genutzten militärischen Übungsplätze zum Zeitpunkt des Abzuges. 

In Einzelfällen werden zusätzliche Zeitschnitte genutzt wie z.B. amerikanische Spionageaufnahmen, die 1948 von sowjetischen Militäreinrichtungen gemacht wurden, oder Vermessungsaufnahmen zwischen 1970 und 1990, wobei bei diesen Aufnahmen die militärisch genutzten Flächen unkenntlich gemacht wurden.

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... wie sich das Bild ändert - heute ist hier ein großes Gewerbegebiet

... wie sich das Bild ändert - heute ist hier ein großes Gewerbegebiet

... wie sich das Bild ändert - heute ist hier ein großes Gewerbegebiet

4. Digitales Geländemodell (airborne laserscanning)

Als neuestes Hilfsmittel werden die Ergebnisse des Airborne Laserscanning (ALS, „luftgestütztes Laserscanning“), einem modernen Verfahren zur großflächigen Erfassung von Höheninformationen der Erdoberfläche genutzt. Aus dem so erzeugten digitalen Geländemodell lassen sich heute noch z.B. in Wäldern die Bombentrichter des 2. Weltkrieges sichtbar machen, die auf aktuellen Luftbildern durch die Vegetation gar nicht mehr sichtbar sind.

Beispiel für LaserscanningDetails anzeigen
Beispiel für Laserscanning

Beispiel für Laserscanning

Beispiel für Laserscanning

Aus allen o.a. Bildquellen werden insgesamt Informationen zur weiteren Verbesserung des Kampfmittelkatasters gewonnen. Die eigentliche Aufgabe des Sachgebietes „Luftbildauswertung“ ist die Detailauswertung von Vermessungs- und Kriegsluftbildern, um Gefahrenpunkte und -flächen wie Blindgängerverdachtspunkte zu lokalisieren, den zuständigen lokalen Ordnungsbehörden mitzuteilen und damit entsprechend konkrete Maßnahmen zur Gefahrenabwehr veranlassen zu können.

Anfragen zu Luftbildern aus M-V sind an das Landesvermessungsamt M-V zu richten.